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Cafe CaRe

Anemone Müller-Großmann
Dorfstraße 134a
02829, Königshain

03581-402974

im Zuckerwerk & Rebensaft

kontakt@cafecare.de

Max Ragwitz schreibt in seinen kulinarischen Portraits:

http://www.kulinarische-portraits.de/

 

Im Interview: Anemone Müller-Großmann
...eine Frau, die gern (auch kulinarisch) philosophiert

Anemone Müller-Großmann, Jahrgang 1980, verheiratet, 2 Kinder

hat Bäcker und Konditorin gelernt und gehörte zum Eröffnungsteam im Salzburger
Hangar 7, nach der Meisterschule betreibt sie seit 2006 das Cafe CaRe in Königshain

Was ist für Sie kulinarischer Genuss im Allgemeinen und im Besonderen?

Wichtig ist mir in jedem Fall, sympathische Menschen um mich zu haben, mit denen man in einem ansprechenden Ambiente eine gute Zeit verbringen und kulinarisch genießen kann.

Wie beschreiben Sie Ihre kulinarische "Philosophie"? 

Ich stehe für bodenständige, einfache Küche, die aus beliebigen Produkten das gewisse Etwas heraus kitzelt, ohne zu viel zu kombinieren. Das Produkt muss der Star bleiben.

Beschreiben Sie Ihr kulinarisches Angebot in einem Satz?

Saisonale, regional geprägte, dem Leben zugewandte pfiffige Küche, die den liebevollen Umgang mit dem Produkt widerspiegelt.

Woraus schöpfen Sie Ihre kulinarischen Ideen?

Ich schaue mich über Internet und Printmedien in der kulinarischen Welt und entwickle daraus eigene Interpretationen, die auch mal Fernweh wecken und das Nachdenken über kulinarische Erlebnisse anregen sollen.

Sie setzen kulinarisch offenbar auf einen Mix von Süßem und einfachen, deftigen Speisen? Wie kommt dieses Angebot an?

Essen muss Lust und Laune verkörpern. Keinesfalls sollte man festlegen, was man wann essen darf oder soll. In diesem Sinne lasse ich meinen Gästen völlige Freiheit der Auswahl und sehe immer wieder, dass das sehr gut ankommt.

 

Was zeichnet Ihre Küche zu vergleichbaren Angeboten im kulinarisch Umfeld aus? Worin wollen Sie sich bewusst unterscheiden?

Ich achte eigentlich gar nicht so sehr auf diejenigen, die man als Mitbewerber bezeichnen kann. Wir kochen so, wie wir es gern woanders vorfinden möchten. Und wenn dann noch ein kleiner Unterschied in Zubereitung und Präsentation herauskommt, ist es nahezu optimal.

Nach welchen Kriterien entwickeln Sie Ihre Speisen zu Anlässen aller Art?

Der Preis spielt keine herausragende Rolle, wohl aber die Saison. Es muss letztlich auch zu den Gästen passen, die bei uns einkehren oder feiern. Da ist vor allem Individualität gefragt.

Sie wollen auch Europas kulinarisches Welterbe bieten. Woher holen Sie sich die Ideen für diese Küche?

Das hatte ich an anderer Stelle bereits angemerkt: Das Internet bietet da schier unendliche Möglichkeiten der Recherche. Außerdem hat meine Köchin viele Ideen. Wir entwickeln gemeinsam viele Dinge und schöpfen aus der Erfahrung, was der deutsche Gast wünscht, aber auch, was wir ihm an neuen kulinarischen Erfahrungen anbieten können.

Wie leben Sie als Köchin Ihre kreative Ader als Koch aus? Legen Sie sich Beschränkungen beispielsweise monetärer Art auf?

Beschränkungen setzen wir uns a priori nicht. es muss einfach passen mit den Dingen, die hier erhältlich sind. Das ist auch eine Frage der wirtschaftlichen Vernunft.

Kommt Ihre Küche ohne  "Verstärker" oder Convenience-Produkte aus? 

Kurz und bündig: ja

 

Woher beziehen Sie Ihre Produkte? Wie wichtig ist Ihnen die Zusammenarbeit mit regionalen Erzeugern?

Wo es nur irgendwie geht, suche ich diese regionale Zusammenarbeit. Das ist nicht immer leicht und man muss diesbezüglich ausgleichend und wirtschaftlich denken.

Nachgefragt: Was halten Sie von der aktuellen Flut von Kochsendungen aller Couleur? Auf welche Art davon kann die Welt verzichten?

Man kann die Leute dadurch sehr wohl an gutes Essen heranführen. Leider wird in einschlägigen Sendungen zu oft ein stark idealisiertes Bild von Koch und Kochen vermittelt. Auf viele solcher Shows kann man also guten Gewissen verzichten.

Welche der bekannten deutschen Köche sind für Sie eine Art Vorbild in Bezug auf Authentizität und Qualität des Kochens?

Da möchte ich keine Namen nennen. Und die ich besonders schätze, müssen gar nicht immer die Granden der Zunft sein. Bei Werbung fängt für mich allerdings die Authentizität eines Koches an zu bröckeln.

Welchen Traum als Köchin würden Sie sich gern noch verwirklichen? 

Ich würde gern noch mehr mit den Menschen arbeiten und sozusagen Genussarbeit leisten. Es muss eine neue Ess-Kultur her, die eingefahrene Schleifen auflöst.

Wie muss ein Restaurant aussehen und was muss es Ihnen bieten, um sich dort als Gast wohl zu fühlen?

Ich möchte auch in den kleinen Details positiv überrascht werden. Schon das Flair muss individuell ausdrücken , dass man als Gast willkommen ist. Eine Art Schema aber dafür habe ich nicht. Der erste Eindruck ist diesbezüglich für mich sehr wichtig.

Was hat ein Köchin wie Sie für Hobbys? Spielt Kulinarik für Sie auch in der Freizeit eine Rolle?

Ich bin sehr gern kreativ, lese, nähe und bastle gern. Und ich philosophiere auch gern über Gott, die Welt und neue Projekte. Ganz abgesehen davon, dass ich sehr gern Wein genieße und mich auch darüber austausche. da sucht man auch stets nach neuen kulinarischen Ideen.

 

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Hier unser neuste Veröffentlichung. Das Buch ist sehr empfehlenswert für Kulturinteressierte in Mitteldeutschland.

 

Hier ein Einblick in dieses schöne Buch auf

Unsere Seite dieses Buches.pdf

Auszug aus dem Titel  „Faszination Welterbe – Deutschlands Osten“

Neuer Umschau Buchverlag, November 2014, 978-3-86528-859-2, 34,95 €

 

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Quelle: sz-online/Sächsische Zeitung

Dienstag, 6. Dezember 2011

Wo es nach Zimt und Schokolade duftet

Im Café „CaRe“ in Königshain läuft die Produktion von feinsten

Pralinen und Weihnachtsgebäck auf Hochtouren. Vielleicht

steckt ja so manches davon heute in Ihrem Nikolausstiefel...

Von Anja Hecking

Hildegard hat den Ärger um die gestörte Telefonleitung nicht mitbekommen. Sie harrt in der Backstube der Dinge, die auf sie zustürmen. Es wird wieder mal ihre heißeste Zeit im Jahr. Konditormeisterin Anemone Müller-Großmann ist aber aus einem ganz anderen Grund ins Schwitzen geraten. Ohne Telefon ist so ein Café am Rande des Dorfes aufgeschmissen. Und das ausgerechnet in der Weihnachtsproduktion. „Die Kunden waren verunsichert, weil wir gar nicht erreichbar waren“, erzählt die Königshainerin. Eine technische Panne hatte den kurzen Draht zur Außenwelt vom „Care“ gekappt. Inzwischen kann die junge Cafébetreiberin wieder durchatmen. Die Telekom ist dabei, das Problem zu beheben. Wer auf der Festnetznummer anruft, sollte es nur etwas länger klingeln lassen.

All das lässt Hildegard kalt. Erst, wenn sie unter Strom steht, entwickelt sie ungeahnte Hitze. Hildegard ist eine Schokoladenmaschine. Ein uraltes robustes Stück. Sie kann feinste Pralinen und Plätzchen umhüllen. Anemone Müller-Großmann plant den Tag dafür genau. Sämtliche Arbeitsabläufe wollen überlegt sein, um weder Zeit noch Kraft zu verschenken. So gibt es Schokoladen- und Ofentage – Arbeit in Etappen eben. Mit Trüffel oder Marzipan gefüllte Pralinen zum Beispiel müssen vor dem Schokoladenguss einen Tag lang warten. Bei Nougat geht das alles zügig. Aber auch so eine Maschine wie Hildegard schaltet man nicht einfach mal an oder aus. Es dauert seine Zeit, bis sie richtig läuft. Die Temperatur der geschmolzenen Schokolade darf weder zu heiß noch zu kalt sein. Das wiederum ist nicht allein Hildegards Sache.

Zeit ist etwas, von dem sich die Konditormeisterin nicht fesseln lässt. „Ich fange einfach an, ohne mir alles bis ins letzte Detail auszumalen“, sagt die 31-Jährige. Und wenn jemand ihren Mut bewundert, mit dem sie vor fünf Jahren das Café am Fuße der Königshainer Berge eröffnet hat, dann schüttelt sie den Kopf. „Ich mache mir am Morgen auch nie Gedanken, wann abends Schluss ist.“ Ihre Familie weiß das. Sie ist ihr Rückhalt. Dafür gibt es auch Freiräume und ein wahres Schlaraffenland direkt zu Hause. Nicht als Ersatz. Längst wissen die Kinder, wie eine gute Schokolade auf der Zunge zergeht. Und wie viel Arbeit dahinter steckt. Bis man sie in der Hand hält, haben viele Menschen ihr Werk getan – beim fernen Kakaobauern angefangen. „Davor habe ich Respekt“, sagt Anemone Müller-Großmann. Naschen ist Genießen. Auch dafür muss man sich Zeit nehmen.

Im „Care“ läuft die Arbeit jetzt auf Hochtouren. In der letzten Novemberwoche hat das Weihnachtsgeschäft begonnen. Der große Tisch im Eingangsraum des Cafés ist mit weihnachtlichen Pralinen und Teegebäck gefüllt. Liebevoll verpackt oder als Kleinigkeiten zum Verzieren zurecht gemacht, gibt es die frischen Waren auch auf dem Görlitzer Klosterplatz. Die Weihnachtsfüllungen für dieses Jahr duften nach Kirsch und Kardamom, Buttercaramel und Zimt oder Rumfrüchten und Marzipan. „Ich kann nur Sachen herstellen, die ich selbst mag“, sagt Anemone Müller-Großmann. Sie ist davon überzeugt, dass man nur so seine Arbeit auch gut machen kann. So probiert sie ihre Pralinen natürlich selbst aus. Kosten müssen aber auch andere – die vier bis fünf Mitarbeiter zum Beispiel, die sie in Konditorei, Restaurant und Café beschäftigt. Oder eben die Familie. Das Genießen fällt hier niemandem schwer.

Eine gute Schokolade darf dabei nur aus wenigen Zutaten bestehen. Die ordert das Café direkt bei den Produzenten. Geht etwas aus, ist die Ware schnell nachbestellt und innerhalb von anderthalb Tagen oder höchstens einer reichlichen Woche geliefert. An diesem Punkt muss die Königshainerin dann aber doch über einen Tag hinaus schauen. Oder umdisponieren. Pralinen bekommt sie von der Familie oder im Freundeskreis selten geschenkt. Es sei denn, es sind ganz außergewöhnliche Sachen. „Das einzige, was ich heiß und innig liebe und worauf ich jedes Jahr regelrecht warte, sind die gebackenen Schokostangen von meiner Oma.“ Aber auch sie ist keine Schokoladen-Herstellerin. Parallelen gibt es da noch am ehesten zu Hildegard. Sie schwelgt –einmal eingeschaltet – so kurz vor Weihnachten regelrecht in Schokoladeund lässt sich dabei weder von Zeit noch einem gestörten Telefon beirren.

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Aus "Tausche Bürostuhl gegen Motorradsattel" ; von Rainer Janneck

Görlitz

Heute geht’s nach Görlitz. Christian aus Travemünde und sein dreijähriger Sohn Johannes holen mich ab. Christian ist ein Freund und Ex-Kollege aus meiner Hamburger Werbe-Vergangenheit. Er ist heute irgendwas Wichtiges in einer großen Hamburger Werbeagentur. Es ist früher morgen, Christian ist mit seinem Privat-Auto angereist. So ein Zuhälterauto mit vielen Zylindern, vielen PS, Automatik und natürlich ein Cabriolet. Er ist hier geboren, in Görlitz, 1980 ging er mit seiner Mutter in die BRD, der Vater, Geschäftsführer eines größeren Textilbetriebes, blieb in der DDR. Geschichte und Geschichten. Heute wollen wir drei Männer mit seiner Ludenkiste rund um Görlitz cruisen, er will mir seine Orte der Kindheit zeigen. Auf allerkleinsten Strassen geht es um Görlitz in die Büsche, selten schneller als 40-50km/h. Dittmannsdorf, Mengelsdorf, Pfaffendorf, Deutsch-Paulsdorf, Jänkendorf. Wie als Antwort auf die „–dorf“ Orte folgen plötzlich nur noch „-itz“ Orte: Meuselwitz, Klein-Radmeritz, Zoblitz, Lautitz, Nostitz, Maltitz. Immer mehr. Die scheinen sich durchgesetzt zu haben. Unbekannt war mir bisher, dass mit einem solchen, fast zwei Tonnen schweren Cabriolet mit Automatik und reichlich Leistung ein so entspanntes Dahingleiten möglich ist. Mit meinem schweren Motorrad wäre ich hier nicht hingekommen. Immer wieder berühre ich während der langsamen Fahrt die hohen Grashalme am Wegesrand, sie umschmeicheln meine Finger. Wir halten mitten im Wald, an einem Fischteich, auf einer Wiese. Christian erzählt zu fast jedem Weg eine Geschichte. Besonders erinnert er sich an das Mädchenheim, er war knapp sechzehn, die Hormone spielten verrückt. Lächelnde Erinnerungen. Ich bin begeistert von der Menschenleere. Stundenlang fahren wir allein durch die Wälder. Er erzählt und erzählt. Von minderwertiger Kohle, die erst mit zusätzlichen Öl überhaupt brannte, die Russen hätten den Finger auf dem Erdöl gehabt, weswegen in der DDR Braunkohle-Tagebau betrieben wurde. Notgedrungen, sozusagen. Das Zeug qualmte, die Russfilter waren sofort verstopft, wurden der Einfachheit halber ganz weggelassen. Wenn er damals Fahrrad fuhr, konnte er vor Ruß in den Augen nach kurzer Zeit nichts mehr sehen. „Die haben hier ne Sauerei veranstaltet. Und keiner konnte was sagen. Was denn? Und wem denn?“ Die Riesenkrater aus dem Tagebau werden jetzt geflutet und touristisch genutzt. Kleine Boote segeln darauf. Geschichte und Geschichten überall. Weiter geht’s: Siehste die Berge da? Da sind die Seen! Der Wald da ist toll. Da kann man nicht spazieren, Moor, Mücken ohne Ende. Die Strassen sind klein, sehr klein. Trotzdem in guter Qualität. Die Häuser sind fast alle bunt und einladend. Sachsen wirkt zufriedener, lebensfroher, aufgeräumter als Brandenburg. „Nee, mehr Geld haben die auch nicht gehabt. Die können hier aber besser damit haushalten.“

Vorläufiger Höhepunkt: Eine winzige Strasse, die wäre mit meinem Motorrad nicht mehr zu befahren: Ca Re. Ein sensationelles Restaurant, Cafe und Feriendomizil in den Königshainer Bergen. Kultur vom Unschuldigsten, ohne erhobenen Zeigefinger, Essen vom Feinsten. Alles liebevoll, gut und preiswert. Wir bleiben Stunden und wissen nicht mehr, was schöner sein könnte. Anemone und Daniel kochen und bewirten, was das Zeug hält. Jedes Detail ist liebevoll und liebenswert. Solange es so etwas gibt, kann Deutschland nicht verloren sein. Sie haben gerade englische Woche. Ich nehme zu meinem Steak eine Mellegatony-Soup. Ja, die aus Dinner-for-one von Miss Sophie.

Wir cruisen in die Wochenend-Datsche seines Vaters in Niesky, werden begrillt und verwöhnt, gehen in einem der nahe gelegenen Badeseen schwimmen. Bis in die zufriedene Stille Johannes wortgewaltig reinquengelt: „Ich kann das Gesumme der Fliegen nicht mehr ertragen.“. Das hat der echt gesagt. So ein kleiner Mann braucht Aufmerksamkeit. Er kann noch nicht schwimmen. Wir vertrauen ihm die Bewachung unserer Wertgegenstände an, was ihn ausreichend mit Wichtigkeit versorgt, bis wir unser Bad beendet haben.